Joanne K. Rowling: Jacks wundersame Reise mit dem Weihnachtsschwein


Natürlich kauft man als Harry-Potter-Fan alles, was J.K. Rowling auf’s Papier bringt, aber von diesem neuen Buch wusste ich nicht einmal, als ich es an Heilig Abend auspackte. Meine Schwester hat es mir geschenkt und sagte direkt – fast entschuldigend -, es sei aber ein Kinderbuch. Das sei doch egal, war meine Antwort, und das meine ich auch wirklich so. Wofür ist es wichtig, ob eine Geschichte für Kinder oder Erwachsene erzählt wird?

Das Einzige, worauf es bei einer Geschichte ankommt, ist, dass man in sie eintauchen kann. Es geht doch um das Verlangen, sie zu Ende zu lesen.

J.P.

Also begann ich während der Powernaps meines Sohnes, das Weihnachtsschwein und den kleinen Jungen Jack auf ihre Reise zu begleiten, und es stellte sich schnell heraus, dass dies eine traurige und zugleich spannende Reise werden sollte. Es fällt sehr leicht, sich in den kleinen Jungen Jack hineinzuversetzen, der sein liebstes Kuscheltier verliert. Was gibt es Schrecklicheres für ein Kind, gerade den Teddy, die Puppe oder eben das mit Bohnen gefüllte Schweinchen zu verlieren, das man braucht, wenn es draußen gewittert, wenn man Bauchschmerzen hat oder wenn der ganze Tag einfach zu viel war? Dann kuschelt man sich an dieses Stück Stoff, das einen ganz besonderen Geruch hat, und alles ist wieder gut. Im Roman kann Jack dies nicht mehr und begibt sich deswegen mit dem Ersatzschwein in die Welt der Verlorenen, in der sich alle Dinge tummeln, die die Menschen nicht mehr wiederfinden. In diesem Land gibt es drei Städte, in die die verlorenen Sachen eingeteilt werden. Die nicht vermissten Dinge, die teilweise kaputt oder leicht zu ersetzen sind, leben in Ausgedient; die Dinge, die von Wert sind, bewohnen das Städtchen Leider-Weg und all die Verlorenen, deren Verlust den Menschen Kummer bereitet, leben in der Stadt der Vermissten. Jack und das Weihnachtsschwein landen jedoch zunächst in Ausgedient und Leider-Weg, vermuten das verlorene Kuscheltier jedoch in der Stadt der Vermissten. Das große Problem ist jedoch, dass Jack ein Mensch ist und sich eigentlich gar nicht in der Welt der Verlorenen befinden darf, weswegen er und sein Begleiter gesucht werden. Ihre vorgesehene Strafe soll der Verlierer ausführen, der von allen Dingen gefürchtet wird. Es heißt, er fresse all jene Dinge, die entweder in der Ödnis landen oder sich nicht an seine Regeln halten – und als Mensch in die Welt der verlorenen Sachen zu kommen, ist eindeutig eine Regelverletzung. Als die beiden Eindringlinge es mit Hilfe Anderer doch in die wunderhübsche Stadt der Vermissten schaffen, werden sie bitter enttäuscht. Nicht nur, dass Jacks Kuscheltier nicht dort lebt, sondern die Beiden werden auch noch hinter’s Licht geführt und müssen fliehen, um nicht dem Verlierer ausgeliefert zu werden. Letztendlich findet Jack sein heiß geliebtes Kuschelschwein an einem Ort, von dem die meisten verlorenen Dinge gar nichts wissen: die Insel der Geliebten. Doch nur im Austausch gegen das Ersatzschwein, das Jack so lange und mutig begleitet hat, könnte der kleine Junge sein vermisstes Schwein wieder mit zurück in die Welt der Menschen nehmen. Wie wird er sich entscheiden?

Eine tolle Geschichte zum Vorlesen zur Weihnachtszeit, in der man noch an Wunder glauben kann. Eine Geschichte über Freundschaft, Mut und die Liebe zu einem Kuscheltier. Wer sich selbst noch an sein liebstes Plüschtier erinnern kann, wird sich in dieser spannenden Erzählung wiederfinden. Für Kinder auf jeden Fall etwas zum Mitfiebern.

J.P.

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