
Achilles stirbt. Das weiß ja fast jedes Kind. Aber was sein Tod für Patroklos bedeutet, das wissen wahrscheinlich die Wenigsten. Wer ist überhaupt Patroklos?, würde mancher fragen. Eine mögliche Antwort gibt der Roman und beleuchtet das Schicksal der sehr intimen Freund- und Liebschaft zwischen Achilles und Patroklos – von klein auf bis zum entscheidenden Tag in Troja. Entscheidend ist, dass man die Lebensgeschichte beider Protagonisten aus Patroklos’ Sicht erlebt und nicht – wie man vermuten könnte – aus der des weltbekannten Helden, des Halbgottes.
Patroklos tötet als kleiner Junge unabsichtlich einen Jungen, der ihn geärgert hat, und wird von seinem Vater verbannt. Er wächst am Hof eines anderen Königs mit anderen verbannten Jungen auf. Zunächst kann er sich nicht integrieren, ist ein Einzelgänger, doch dann lernt er mehr und mehr den Sohn des Königs, Achilles, kennen und schätzen. Die Beiden werden nach kurzer Zeit unzertrennlich und zur Enttäuschung aller anderen Jungen wählt Achilles Patroklos zu seinem Gefährten. Nicht lange und die Zwei verlassen das Haus des Königs und lernen im Wald bei Cheiron, dem Zentauren, allerlei nützliche Dinge wie zum Beispiel die Heilkunst. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit der Freundschaft und stellt sie mehrmals auf eine harte Probe. Nicht nur, dass der trojanische Krieg bevorsteht, weil Paris Helena gestohlen hat und sich nun die Griechen verbünden, um sie ihrem rechtmäßigen Ehemann Menelaos zurückzubringen, nein, auch Achilles’ Mutter, die Nymphen-Göttin, versucht immer wieder einen Keil zwischen ihren Sohn und den nicht ebenbürtigen Patroklos zu treiben. Achilles jedoch ist selbstbewusst und weiß, was er möchte, und gesteht seiner Mutter bei den vielen gemeinsamen Gesprächen am Meer, dass er sich auf keinen Fall von Patroklos trennen wird – selbst, wenn er zu Höherem bestimmt ist. Seiner Bestimmung folgt Achilles dann schneller, als gewünscht. Er soll in den Krieg ziehen und unter Agamemnon kämpfen, der für seinen Bruder Menelaos den Krieg in Troja anzetteln will. Achilles besteht darauf, unter niemandes Krone zu kämpfen, und gerät immer wieder mit den Königen in einen Streit. Auch nimmt er Patroklos mit nach Troja, wo er ihn vor Allem beschützen will. Patroklos, der Achilles verehrt, vergöttert, aufrichtig liebt, folgt seinem Helden überall hin, auch wenn er große Angst vor dessen Mutter hat und überhaupt nicht gut im Kämpfen ist. Was das Schicksal am Ende für ihn bereithält? Ob er lebt oder stirbt?
Man muss kein Antike-Fan oder Geschichtslehrer sein, um in diese Erzählung einzutauchen. Sie ist mit so einer Leichtigkeit geschrieben, dass man sich nur darin verlieren kann. Man staunt, man hofft, man bangt, man ist verzaubert. Lesenswert!
J.P.