Dieses Bild habe ich 2019 in Venedig aufgenommen. Es zeigt einen zugleich traurigen und wundersamen Ort. In der Libreria Acqua Alta kann man Unmengen an Büchern bestaunen, die bei einem verheerenden Hochwasser zerstört wurden. Sie dienen nun als Kunstobjekt. Ebenfalls erstaunlich: die geschäftseigene Katze, die sich gerne auf der Kasse räkelt.
Ein Buch in seiner ganzen Pracht
wird sicher gern mit Lob bedacht,
doch meistens schnell ist’s ausgelesen
und nur noch alt’ Papier gewesen.
Es zu loben mit viel Preisen
kann lange nicht beweisen,
welch’ wunderbare Welt
das Schriftstück uns entgegenhält.
Drum soll ein Leser nicht verzagen
ein Buch auch ehrenvoll zu tragen,
es zu lesen und zu lieben,
es schützen vor den Dieben,
es zu leben, es zu brauchen,
um woanders abzutauchen.
Also hört nun – von hier und auch von dort –
meine Ode an das geschriebene Wort.
Ich habe mit drei Männern `nen Schneemann gebaut,
wurde als Pucki eine glückliche Braut,
bin mit Jamie durch Schottland geritten,
habe an Werthers Seite gelitten.
Ich habe mit Mephisto um meine Seele gewettet,
Grabowsky vor den großen Baggern gerettet,
Passierschein A38 gesucht
und den Vicomte de Valmont verflucht.
Ich habe mit Möbius die Weltformel versteckt
und als Emmi ständig E-Mails gecheckt,
mit Kasperl und Seppel Schwammerl gegessen
und als Frodo den Ring der Ringe besessen.
Habe mit Pfeiffer und Rosen die Schulbank gedrückt,
war nach Mr. Grey – ich geb’s zu – ganz verrückt,
sammelte Farben mit Frederick
und kam mit Timmy von großer Fahrt zurück.
Ich habe auch auf Mr. Darcy gewartet,
mit wilden Hühnern Projekte gestartet,
lag neben Romeo tot am Boden
und hab als Effi meinen Mann betrogen.
Ich habe viele Stunden mit Dolly gelacht,
auf Tarzan gehofft – Tag und Nacht,
wurde von Edward blutig gebissen,
musste mit Pippi meinen Vater vermissen.
Ich habe mit Waris die Wüste durchquert
und am Ende Severus Snape verehrt,
streichelte vorsichtig Belgische Riesen
durchstreifte mit Robin Wald und Wiesen.
Montags wartete ich auf Herrn Mohn,
verdiente mir als Musketier meinen Lohn,
traf das kleine Gespenst an schaurigen Orten
und aß Zitroneneis mit Justus und Morton.
Saß weinend unten rechts im Warenhaus,
suchte vergeblich die Weihnachtsmaus,
bin mit dem Zug nach Güllen gefahren,
musste Emilia vor Verführung bewahren.
Ich durfte nicht schlafen, nicht vergessen,
hab’ vergifteten Apfel gegessen,
raste gehetzt durchs schaurige Moor,
und war traurig, als ich Ferdinand verlor.
Schritt durch Straßen, die festlich verlassen
konnte nicht anders, als Drache Smaug zu hassen,
versteckte Malwine – die Angst im Genick
und liebte nachts – ihr Götter, welch‘ Glück!
Ich saß oft im Pyjama am schrecklichsten Zaun
und lernte von Scipio venezianisch Klau’n,
auch Stäbe, tausendfach, sperrten mich ein
und wollt‘ ich doch eigentlich auf der Schatzinsel sein.
Ich saß lange mit Rico im Nachdenksessel,
rührte den Wunschpunsch im Hexenkessel.
Ich ritt auf Iltschi durch den Wilden Westen
und gab als Sherlock meinen IQ zum Besten.
Ich befand mich im Sturmauge mit 13 Piraten,
wäre fast in die Fänge König Erls geraten.
Von Ovid, dem Antiken, lernte ich die Kunst zu lieben,
ach, wär‘ ich doch für immer in Panama geblieben.
… to be continued … denn man hat niemals ausgelesen!